

TIRSCHENREUTH. Die zunehmende Bürokratie und stetig steigende Kosten stellen die Fischerei in der Oberpfalz vor Herausforderungen. Besonders hart treffe dies kleine Fischereibetriebe, weiß Hans Klupp, der langjährige Vorsitzende des Fischereierzeugerrings Oberpfalz. Mehr als 30 Jahre lang stand Klupp an der Spitze des Fischereierzeugerrings, die Fischerei begeistert den Kreisrat von Kindesbeinen an.
„Auch in Zukunft soll die Oberpfalz ein europäisches Zentrum der Karpfenteichwirtschaft bleiben“, wünscht sich Hans Klupp. Allein im Landkreis Tirschenreuth bestehen mehr als 800 Fischereibetriebe. Das Besondere: In der Oberpfalz und in Franken gibt es eine Vielzahl von Kleinbetriebe mit einer durchschnittlichen Teichfläche von 2,6 Hektar. Die meisten Betriebe und Teiche bestehen schon seit Generationen, teils seit Jahrhunderten. Die Teichwirtschaft in Bayern nimmt in Europa eine Sonderrolle ein. Seit wenigen Monaten zählt die Karpfen-Teichwirtschaft, wie sie in der nördlichen Oberpfalz anzutreffen ist, deshalb auch zum immateriellen Kulturerbe in Bayern.
Unsere Teichflächen sind extrem kleinteilig strukturiert und dadurch besonders wertvoll für die Artenvielfalt und die Biodiversität.“
Hans Klupp, Kreisrat und Teichwirt aus Leidenschaft
Gerade diese lange Tradition ist ein deutliches Indiz für große Nachhaltigkeit der Teichwirtschaft. Klupp sagt; „Unsere Teichflächen sind extrem kleinteilig strukturiert und dadurch besonders wertvoll für die Artenvielfalt und die Biodiversität.“ Damit das auch so bleibe, und die außergewöhnliche ökologische Wertigkeit erhalten bleibt, brauche es die Fortführung der traditionellen Bewirtschaftung und entsprechende Rahmenbedingungen argumentierten die Teichwirte.
Bürokratische Auflagen machen zu schaffen
Ein deutliches Zurückdrängen von Kormoranen und Fischottern aus den Teichen sei unbedingt notwendig, damit die Teichwirtschaft weiter bestehen könne. Es brauche dafür ein professionelles Wildtiermanagement, an dem sich Bayern und auch die EU finanziell beteiligen müssen. Insbesondere den Kleinbetrieben im Landkreis Tirschenreuth würden die bürokratischen Auflagen hart zu schaffen machen. „Wir haben hier eben eine extreme Mikrostruktur und brauchen Vorgaben, die unsere Betriebe auch leisten können“, erklärt Hans Klupp.

Informierten sich vor Ort: Die Abgeordneten Gabi Schmidt, Tobias Gotthardt und EU-Parlamentarierin Ulrike Müller.
Diese Forderungen brachten die Teichwirte aus der gesamten Oberpfalz bei einem Fischereitag und Gedankenaustausch in der Waldnaabaue (Lkr. Tirschenreuth) mit den FREIE WÄHLER-Landtagsabgeordneten Gabi Schmidt und Tobias Gotthardt sowie der Europaabgeordneten Ulrike Müller vor. Zu den hochkarätigen Gästen zählten unter anderem Bernhard Feneis, Präsident des Verbands der Deutschen Binnenfischerei und Aquakultur e. V. VDBA, sowie Fischwirtschaftsmeister Alfred Stier, Vizepräsident des Landesfischereiverbandes Bayern, und Thomas Beer, Vorsitzender der ARGE Fisch im Landkreis Tirschenreuth. Ein wichtiges Thema beim Austausch: Es brauche einen Handlungsrahmen, der weiterhin eine wirtschaftlich sinnvolle und gesicherte Bewirtschaftung auch von kleineren Teichen möglich mache. Auf europäischer Ebene plädiere man dafür, die Teichwirtschaft aus dem Haushaltsbereich der Fischerei in den Agrarfonds zu ziehen: „Unser Ziel ist eine Flächenprämie für die Teichwirtschaft”, so Gabi Schmidt. Ein Punkt, den Tobias Gotthardt als Europaausschussvorsitzender ausdrücklich unterstützt: „Ich fordere das auch im Europäischen Ausschuss der Regionen.“
Wirtschaftliche Situation hat sich verschlechtert
Die Teichwirte betonten die Notwendigkeit einer angepassten Förderung: „Die extreme Kleinteiligkeit der Teichwirtschaft und die Dienstleistungen für Ökologie und Gemeinwohl müssen entsprechend berücksichtigt werden.“ Steigende Preise für Betriebsmittel, ein seit Jahren fast gleichbleibender Karpfenpreis und hohe Verluste durch Kormoran und Fischotter hätten die wirtschaftliche Situation der Teichwirtschaft dramatisch verschlechtert. Ein Thema, welches die Landtagsabgeordneten Tobias Gotthardt und Gabi Schmidt mit nach München nehmen möchten und über welches sich auch bereits Umweltminister Thorsten Glauber im Landkreis Tirschenreuth informiert hatte.
Es gilt unsere einzigartige Kulturlandschaft der Teichwirtschaft in Bayern zu erhalten.”
Gabi Schmidt, Fischereipolitische Sprecher der FW-Landtagsfraktion
Große Sorgenfalten bereiten den Teichwirten geplante Verschärfung der Vorgaben für die Standsicherheit von Teichdämmen. Die formulierten Ansprüche zur Sanierung bestehender Dämme sei für die Teichwirtschaft schlicht nicht darstellbar und gleichzeitig nicht notwendig. „Wir brauchen da Augenmaß bei der Umsetzung“, so die Meinung der Teichwirte. Gemeinsam versprachen Müller, Schmidt und Gotthardt volle Unterstützung. Fischereipolitische Sprecherin der FW-Landtagsfraktion Gabi Schmidt sagte: „Es gilt unsere einzigartige Kulturlandschaft der Teichwirtschaft in Bayern zu erhalten und den Teichwirten auch die Wertschätzung für Ihre Leistung für uns und die Regionen heraus zu heben.“ Eine funktionierende Teichwirtschaft fördere den Artenreichtum in den Fließgewässern und Weihern. „Unsere Binnenfischerei wird in Zukunft für die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung einen wichtigen Beitrag leisten und die Ressourcen der Weltmeere entlasten.“
Artenvielfalt weiter aktiv unterstützen
Gotthardt sagte: „Die Kulturlandschaft der 1000 Teiche im Landkreis Tirschenreuth braucht eine aktive Teichwirtschaft. Eine Politik, die auf Stilllegung drängt, schadet auch der Schönheit und Artenvielfalt unserer Oberpfälzer Heimat.“ Die Europaabgeordnete Ulrike Müller (FW) sorgt sich ebenfalls um die Teichwirte. Deren Branche werde in Brüssel vergessen und nur unzureichend mit Fördergeldern bedacht. Dies müsse sich ändern, damit die Teichwirtschaft noch mehr von Direktzahlungen für Artenschutz und den Erhalt der Kulturlandschaft profitiere. Beim neuen EU-Agrarmodell gehe es darum, auch Ziele für den Artenschutz und hochwertige Nahrungsmittel zu erfüllen. Gerade dafür würden auch die kleinen Betriebe der Teichwirte schon seit Jahrhunderten stehen. Es gelte, auch auf die eigenen Anliegen aufmerksam zu machen, etwa mithilfe einer Petition an das Europaparlament.