Leuchtturmprojekt für die Grenzregion und für Europa
Bärnau. Wenn sie die mittelalterlichen Boden-Schichten durchgehen, dann machen Archäologen zwischen Bärnau und Tachov eine spannende Entdeckung: Zuerst haben sie in der heutigen Grenzregion klar unterscheidbare Bayerische und slawische Ansiedlungen. Aber im Laufe der Jahrhunderte durchmischen sich die Kulturen. Am Ende sind Bayerische nicht mehr von slavischen Siedlungen zu unterscheiden. Archäologe Stefan Wolters und sein Team sind begeistert. „Im Mittelalter war das hier ein friedliches Miteinander. Aus Nachbarn wurden Freunde und Familien. Und genau das wollen wir heute abbilden.“ Er ist der wissenschaftliche Leiter des Geschichtsparks Bärnau-Tachov – des größten mittelalterlichen Freilandmuseums in Deutschland.
Nachbarn werden Freunde und Partner
„Wir kämpfen immer um unseren Rang in der Bayerisch-Tschechischen Zusammenarbeit“, sagt Alfred Wolf. Er ist der Vorsitzende des Vereins Via Carolina – Goldene Straße e.V.. Zusammen mit dem Partnerverein im tschechischen Tachov sind die Mitglieder der Nukleus, aus dem vor zehn Jahren der Geschichtspark gewachsen ist. „Das was wir hier geschaffen haben ist bayernweit einzigartig in dieser Kombination. Es ist ja nicht nur der Geschichtspark, sondern der Verein mit seinen mehr als 800 Mitgliedern aus ganz Europa.“
Die Besucher erwarten in Bärnau rund 30 rekonstruierte Gebäude aus dem Mittelalter. In drei Siedlungsgruppen sind zum Beispiel ein slawisches Langhaus, eine Turmhügelburg mit dazugehörigen Wohn- und Nebengebäuden sowie eine große Herberge aus dem 9. bis 13. Jahrhundert n. Chr. zu sehen und zu betreten. Damit zeigt der Geschichtspark in einzigartiger Weise die historische Entwicklung einer Region, die vom Zusammenwachsen der bayrischen Bevölkerung mit den slawischen Siedlern geprägt ist.
Wissenschaft und Mittelalter zum Begreifen„Es ist einfach beeindruckend, was die Menschen hier in der Grenzregion auf beiden Seiten geschaffen haben – in der Vergangenheit und in den letzten zehn Jahren“, sagte MdL Tobias Gotthardt bei seinem Besuch. Die Landkreise Tirschenreuth, Neustadt/WN, Regensburg und die Stadt Weiden gehören zu seinem Wahlkreis. „Und der Geschichtspark Bärnau-Tachov ist ein echtes Leuchtturmprojekt bayerisch-tschechischer Zusammenarbeit. Es zeigt, was Menschen miteinander auf die Beine stellen können“, sagt der Vorsitzende des Ausschusses für Bundes- und Europaangelegenheiten im Bayerischen Landtag. Zusammen mit Erbendorfs zweitem Bürgermeister, Kreisrat und Mitglied der Landesvorstandschaft der FREIEN WÄHLER Bernhardt Schmidt hatte er den Mittelalter-Geschichtspark Bärnau-Tachov besucht. „Allein, was die Archäologen hier durch Experiment, Versuch und Irrtum herausgefunden haben, hat mich begeistert“, sagte Gotthardt.
Im ArchaeoCentrum werten die Wissenschaftler ihre Funde nicht nur aus. Sie versuchen teilweise auch, sie mit den Mitteln der experimentalen Archäologie zu rekreieren. Baustoffe, Methoden und vielem mehr versucht das Team um Stefan Wolters hier auf die Spur zu kommen. Aber nicht allein. Geschichtspark und der Verein haben sich in den zehn Jahren seit Gründung des Parks gewichtige Partner mit ins Boot geholt. Es gibt Kooperationen, Partnerschaften und Projekte mit der Universität Bamberg, der Westböhmische Universität in Pilsen, der Karls-Universität Prag, dem Westböhmisches Museum in Pilsen, dem Museum des Böhmischen Waldes in Tachov, der Universität Regensburg und vielen anderen. Fördermittel kommen von der Europäischen Union und dem Programm “Freistaat Bayern – Tschechische Republik (Ziel ETZ)“
Der Verein hat noch viel vor. So soll in den kommenden 20 Jahren in Bärnau großes entstehen. Mit original Methoden der Zeit soll auf dem Gelände mit original Methoden und Materialien ein original Königshof aus der Zeit Karl IV entstehen. „Das wird eine der größten mittelalterlichen Baustellen Europas“, sagt Wolf. Die nötigen Baumaschinen und Werkstätten sowie Teile einer ersten Mauer stehen und können besichtigt werden.
Gotthardt: “Die Menschen müssen wieder zusammenkommen”
Gotthardt würde sich mehr solcher Initiativen wünschen – nicht nur mit unseren tschechischen Nachbarn. „Es gilt jetzt nach Corona den europäischen Gedanken aus seinem Dornröschenschlaf zu holen. Die Menschen müssen wieder zusammenkommen, miteinander statt übereinander reden. Es gilt zum Beispiel die grenzübergreifende Jugendarbeit und die Städtepartnerschaften nicht nur wieder mit Leben zu erfüllen, sondern diese Bestrebungen zu intensivieren.“
Und Gotthardt will den Mittelalter-Geschichtspark wieder besuchen: „Ich bin gespannt, wie der Königshof in ein paar Jahren aussieht und welche neuen Erkenntnisse die Wissenschaftler bis dahin gewonnen haben werden.“
Geschichtspark Bärnau-Tachov
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