Amberg. Keinen Meter Raum für antisemitische Strömungen: Im Mai hatten die demokratischen Parteien im Bayerischen Landtag die von den FREIEN WÄHLERN initiierte Resolution „Antisemitismus entschieden bekämpfen!“ verabschiedet. Am 29. Juni 2021 haben der Fraktionsvorsitzende Florian Streibl und MdL Tobias Gotthardt die jüdische Gemeinde in Amberg besucht.
Rabbiner Elias Dray hieß die Politiker aus München und Kallmünz herzlich in seinem Gotteshaus willkommen. Denn es ist ein doppelt besonderes Jahr für die Israelitische Kultusgemeinde: Vor 1700 lässt sich die erste jüdische Gemeinde im heutigen Deutschland belegen – in Köln. Aber die Siedlung Colonia Agrippina ist einige hundert Jahre älter. „Deshalb glaube ich, dass mit den Römern auch der jüdische Glaube viel früher nach Deutschland kam“, sagte der religionspolitische Sprecher der FREIEN WÄHLER, Florian Streibl. Der zweite Feiergrund: Die Gemeinde von Rabbiner Elias Dray feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen.
Ergiebige Hintergrundgespräche
Rabbiner Dray, die Landespolitiker Streibl und Gotthardt und die Amberger Stadträtin Veronika Niklaus nahmen sich bei dem Besuch Zeit für einen intensiven Austausch. Rabbiner Dray freute sich über die Unterstützung und den Rückhalt aus der Politik und Florian Streibl – selber Diplomtheologe – freute sich über die Gastfreundschaft: „Es waren sehr gute Gespräche an einem sehr guten Ort. Bei Paulus heißt es: ‚Nicht Du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt Dich.‘“ Es gehe um Zusammenhalt und es gehe darum, „auf den älteren Bruder“ aufzupassen.
Denn Antisemitismus in Deutschland hat auch Rabbiner Dray erlebt. Seltener in seiner Zeit in München, als in seiner Zeit in Berlin. „Es gibt Stadtteile, durch die ich nicht offen mit meiner Kippa laufe. Da trage ich dann ein Baseball-Cap drüber.“ Aber auch im kleinen Amberg „hört man immer wieder mal Dinge, die als antisemitisch einzustufen wären – das passiert insbesondere, wenn das Gegenüber nicht weiß, dass man jüdisch ist“. Trotzdem natürlich auf einem ganz anderen Niveau, als in der anonymen Großstadt. Sein Rezept: Aufklärung, Begegnung, Akzeptanz. „Wir versuchen, eine offene Gemeinde zu leben“, sagte der Rabbiner. Workshops mit Schülern und Lehrern, Feste, Konzerte, Social Media – „so versuchen wir unsere Mitmenschen zu erreichen und zu interessieren“. Seine Vision ist ein interreligiöses Begegnungszentrum für Toleranz und gegen Antisemitismus in Amberg. Bei Gotthardt und Streibl hat er für eine baldige Umsetzung und breite Unterstützung seitens der Politik geworben.
Stadträtin Veronika Niklaus in Vermittlerrolle
Vermittelt hatte den Besuch die Amberger Stadträtin Veronika Niklaus. „Ich hoffen, dass unsere Jugend auch durch die Corona-Erfahrung weiß, wie es den Jugendlichen in Israel geht. Auch sie leiden immer wieder unter Einschränkungen und erleben Ängste. Vielleicht hilft es ihnen, dieses Volk jetzt ein bisschen besser zu verstehen.“
Die von den FREIEN WÄHLERN im bayerischen Landtag angestoßenen Resolution entstand als Reaktion auf den in letzter Zeit widererstarkenden Antisemitismus hierzulande sowie in ganz Europa und den teilweise gewalttätigen antisemitischen und antiisraelitischen Demonstrationen im Mai.
Kein Millimeter Raum für Antisemitismus
„Wir zeigen damit deutlich, dass wir dem Antisemitismus in Deutschland und in Bayern keinen Millimeter Raum bieten“, sagte der Vorsitzende des Ausschusses für Bundes- und Europaangelegenheiten, Tobias Gotthardt. Und das gelte für Antisemitismus jeglicher Art: der versteckte, der islamistisch motivierte, der anti-israelische durch den Nahost-Konflikt-motivierte Antisemitismus dürfe keinen Raum in Bayern haben. „Dem treten wir entschieden entgegen und sagen gleichzeitig: Jüdisches Leben und Kultur hat seinen Platz in Bayern.“ Als Abgeordneter aus der Oberpfalz sei Gotthardt außerdem ein Anliegen, sich über das Leben der hier ansässigen Juden ein Bild zu machen.
Presseschau:
Der Beitrag von OTV zum Besuch:
https://www.otv.de/amberg-kampf-gegen-antisemitismus-politiker-zu-gast-in-synaggoge-500890/
Der Artikel auf onetz.de:
https://www.onetz.de/oberpfalz/amberg/lebendiges-juedisches-leben-amberg-id3266900.html