GEFUNDEN IN GMUNDEN: GOTTHARDT AUF DER SPUR DER STADT-UMLAND-BAHN
„Leuchtturmprojekt“: Landtagskandidat der Freien Wähler zu ausführlichem Infobesuch bei StadtRegioTram / Schiene zwischen Stadt und Land: “Ja, das geht!“ / Tipp: „Fundierte Fakten als politisches Gleisbett“
LANDKREIS/GMUNDEN. „Mit der Tram fahr ich vom Land in die Stadt im Halbstundentakt“ – was für Regensburger Ohren noch immer nach visionärer Zukunftsmusik klingt, ist im österreichischen Gmunden bereits Realität: Kommenden Samstag eröffnet die erfolgreiche StadtRegioTram des Verkehrsunternehmens Stern & Hafferl ihr erweitertes Streckennetz. Bereits im Vorfeld war Tobias Gotthardt, Landtagskandidat der FREIEN WÄHLER und überzeugter Unterstützer eines Stadt-Umland-Bahnkonzepts für die RegiopolRegion Regensburg, zum Infobesuch am Traunsee, um sich bei Mobilitätsstadtrat Wolfgang Sageder (SPÖ) und Pressereferentin Christa Holzinger über Entstehung und Konzept der erfolgreichen Bahnlinie zu informieren: „Sicher, Gmunden ist nicht Regensburg – trotzdem ist diese Bahn ein Leuchtturmprojekt, das zeigt, was geht – wenn man den Mut hat, es anzupacken“, so Gotthardt.
Auch in Gmunden, so , war die Tram-Idee kein Selbstläufer. Im Gegenteil: Vor über 100 Jahren als Lokalbahn auf Schmalspur eingerichtet, musste auch das Gmundener Bockerl in den 1970er Jahren dem Autoverkehr in der Innenstadt weichen. Zurück blieb eine zurechtgestutzte Variante vor den Toren der Seestadt – und eine heftige Krise: „Aus den Augen aus dem Sinn. Die Fahrgastzahlen gingen enorm zurück“, berichtet die Pressereferentin.
In den 1980er Jahren dann zunächst das politische Todesurteil: Die Stilllegung der Linie wurde diskutiert. „Nur Bürgerproteste und die Gründung eines Fördervereins haben das endgültige Aus verhindert“, erinnert sich Mobilitätsstadtrat Sageder, selbst einer der glühendsten Verfechter und „Väter“ der StadtRegioTram: „Wir haben viel Überzeugungsarbeit geleistet, unsere Vision mit Studien und konkreten Zahlen untermauert.“ Hinzu kam der Leidensdruck der Autofahrer: „Gmunden ist regelrecht im Individualverkehr erstickt. Der Stau war Alltag.“
Grund genug für die Wende: 2007 begannen die konkreten Planungen zum schrittweisen Wiederaufbau des Straßenbahn-Netzes – inklusive Anbindung an ÖBB-Bahnhöfe, Regionalbahnen und großzügige Pendlerparkplätze. Auch da gibt es Parallelen zu Regensburg: „Wir mussten die Schienen im Bereich der Altstadt komplett neu errichten und den Anfang der 1920er Jahre dem Krieg zum Opfer gefallenen Brückenschlag über die Traun schaffen.“
Beides ist der Gemeinde gelungen – mit tatkräftiger Unterstützung der Landesregierung: „30 Millionen Euro wurden in das Projekt investiert – 80 Prozent getragen vom Land Oberösterreich“, so Sageder. Neben einer komplett neuen Brücke über die Traun deckte dieser Betrag auch eine komplette Kanal- und Oberflächenerneuerung im Streckenbereich. „Damit war das grüne Licht gegeben – ein Schnäppchen, ein echter Glücksfall für Gmunden.“ Mit EU-Mitteln, so Holzinger, werde das Projekt nun um Marketingmaßnahmen und die volle Einbindung ins Tourismuskonzept der Region ergänzt.
Ihre erste Erfolgsbilanz kann sich sehen lassen: „Seit der erste Teil der Durchbindungsstrecke im Dezember 2014 eröffnet werden konnte und im Frühjahr 2016 die neuen Garnituren in Betrieb gingen, ist bereits ein stetiger Anstieg der Fahrgastzahlen zu vermerken.“ Bei weiter hohem Potential: „Wir gehen von einer zusätzlichen Verdoppelung der Fahrgastzahlen bis 2025 aus“, sagt Holzinger. Grund: Mit dem Brückenschlag über die Traun erschließt die Tram auf knapp 20 Schienenkilometern künftig die Region um den benachbarten Grünberg. „Die Tram-Erschließung auf den Gleisen der alten Lokalbahn hat da für einen regelrechten Bauboom gesorgt“, berichtet Stadtrat Sageder: „Wir erkennen schon jetzt den Mehrwert dieser Entwicklung!“ In den Zielgruppen präsentiert sich die Gmundner Tram breit aufgestellt: „Wir bringen Leute zur Arbeit, Kinder zur Schule, Touristen zu Attraktionen, Freizeitler zum Sport und begeisterte Bummler zum Shopping“.
Den Regensburgern macht der österreichische Verkehrspolitiker einstweilen Mut: „Haben Sie den Elan zur visionären Schienenanbindung, lassen Sie sich nicht verwirren von verkehrspolitischen Wunderheilern und planen Sie mit ganz viel fundierten Fakten im politischen Gleisbett“, so Sageder. Gotthardt jedenfalls fühlt sich in seiner Position bestärkt: „Eine Stadt-Umland-Bahn kann tragende Säule der mobilen Revolution in der Region sein. Sie bringt Stadt und Land auf ein verkehrspolitisches Niveau – und wirkt weit über die Grenzen des Landkreises Regensburg hinaus.“
Und noch etwas nimmt der Kandidat aus Gmunden mit: „Der Freistaat ist in der Pflicht. Moderner ÖPNV wird dort möglich, wo das Land in die Infrastruktur investieren will: Es muss nicht nur immer München sein!” Mittlerweile ist Gotthardt überzeugt: “Die Regiopol-Region Regensburg hat das Zeug zum verkehrspolitischen Modellprojekt!“ Selbst an sich “mehr als visionäre Projekte” wie eine Städtedreiecksbahn ab Burglengenfeld oder die Wiederbelebung der Schienenanbindung nach Falkenstein hätten bei einem vorausschauenden Gesamtkonzept nach dem S-Bahn-Prinzip “eine tragfähige Basis, um weitergedacht zu werden”. Der Kandidat schlägt damit bewusst die Brücke zu der von Landrätin Tanja Schweiger und den Kollegen der benachbarten Landkreise angestoßenen, gemeinsamen Erklärung: “Diese Zahnräder greifen ineinander”, so Gotthardt.
Davon wollen sich auch die Gmundner überzeugen: „Der Gegenbesuch in der Oberpfalz ist fest vereinbart. Mal sehen, wer zuerst kommt: Der Startschuss für eure Stadt-Umland-Bahn – oder wir“, so Sageder schmunzelnd. Zunächst aber feiern die Gmundner ihre Bahn: Kommendes Wochenende begleitet ein großes Fest die Jungfernfahrt durch die historische Altstadt.