AUSTAUSCH IN AUFHAUSEN: JUGEND SOLL BAYERN UND TSCHECHIEN GRENZENLOS BEGREIFEN
Landtagskandidat Tobias Gotthardt trifft tschechische Jugendvertreterin der „Jungen Aktion“ / Tschechisch im Unterricht – mehr Geld für Schüleraustausch und „Bayerisch-Tschechische Berufsschule“ / Infrastruktur auf aktuellen Stand bringen
AUFHAUSEN. Zwei, die sich verstehen: „”Společně to jde lépe – gemeinsam geht es besser“ – da sind sich Tobias Gotthardt, Landtagskandidat der FREIEN WÄHLER und Amálie Kostřížová, Bundesgeschäftsführerin der deutsch-tschechischen Jugendorganisation „Junge Aktion“ einig. Bei einem ausführlichen Austausch am historischen Wallfahrtsort Aufhausen plädierten beide für „mehr Investitionen in den bayerisch-tschechischen Dialog“. Gerade Kinder und Jugendliche müssten „die Region ohne Grenzen denken“. Dazu gehöre mehr Schüleraustausch genauso wie der Unterricht der jeweils anderen Sprache: „Wer sich kennt, baut Vorurteile ab – das ist wichtig“, sagt Kostřížová. Auch mehr Ausbildungsprogramme könnten grenzübergreifend laufen. „Und für die Politik gilt das selbe: Wir sind Nachbarn – und können viele Probleme gemeinsam lösen. Im Grunde muss der gemeinsame Regierungs-Kaffee in Prag und München zur Regel werden. Das sind wir auch unserer Verantwortung im Herzen Europas schuldig“, so Gotthardt.
Dabei wissen beide, wovon sie sprechen: Als Bundesgeschäftsführerin der „Jungen Aktion“ – einem Ableger der katholischen, deutsch-tschechischen Ackermanngemeinde, organisiert sie grenzübergreifende Jugendbegegnungen am laufenden Band. Gotthardt hat schon als Jugendlicher Sprachkurse in Tschechien gemacht, spricht die Sprache, wie er zugibt „leidlich – aber mit viel Geduld des Gegenübers klappts“, so sein schmunzelnder Kommentar.
Auch beruflich als Referent im Europaparlament zählt der deutsch-tschechische Dialog zu seinen Schwerpunkten: „Ich erlebe mit großer Sorge einen zunehmenden Riss zwischen Ost- und Westeuropa“. Dieser entzünde sich unter anderem an der Flüchtlingspolitik und schwelt auch an Bayerns Grenzen“. Er ist überzeugt: „Wir reden viel zu viel übereinander als miteinander. Altkluges Gerede regiert, der gegenseitige Respekt geht verloren.“ Mittlerweile sei das „besorgniserregend“. Eine Ansicht, die Kostřížová teilt: „Der europäische Geist muss wieder wehen.“
Dass Kinder- und Jugendbildung dafür eine wichtige Basis ist, daran haben die beiden keinen Zweifel: „Da braucht es klare Impulse!“ So plädiert Gotthardt unter anderem für „eine bessere Förderung der zivilgesellschaftlichen Zusammenarbeit – getragen von Vereinen, Verbänden und Landsmannschaften.“ Schulpartnerschaften zwischen beiden Ländern dürften „nicht am Geld scheitern“. Und das Schulfach „Tschechisch“ dürfe an den weiterführenden Schulen landesweit „nicht länger ein bildungspolitischer Exot“ sein: „Wer die Sprache des Anderen spricht, versteht sich.“ Dafür müsse es auch mehr Geld vom Freistaat geben.
Das gelte auch im Bereich der Berufsausbildung: „Wir haben einen Wirtschaftsraum“, sagt Kostřížová. Und Gotthardt stimmt zu: „Gerade ostbayerische Betriebe können vom wirtschaftsstarken Großraum Prag/Pilsen profitieren – und umgekehrt. Wenn man da die Sprache des Anderen spreche, „dann ist das ein klarer Geschäftsvorteil“. Begeistert ist der Landtagskandidat von Pilotprojekten grenzübergreifender Ausbildung, wie sie an den Berufsschulen in Weiden und Cham geschehe. Auch IHKs und Handwerkskammern leisteten bereits ihren Beitrag. „Ziel muss die Bayerisch-Tschechische Berufsschule sein – finanziert aus dem Topf des Kultusministeriums und nicht wie bisher amTropf kommunaler oder europäischer Fördermittel“.
Kritisch sieht Gotthardt auch die Verkehrsverbindungen zwischen beiden Ländern. Gerade junge Menschen bräuchten den ÖPNV: „Es ist schlicht peinlich: Weil Bund, Bahn und Freistaat nicht zu Pote kommen, fahren wir 14 Jahre nach der EU-Osterweiterung noch im Schneckentempo nach Prag – wie zu Kaisers Zeiten. Von München dauerts mit dem Regionalzug ALEX sechs Stunden – wenn ichs schneller haben möchte, muss ich vom Zug in den Bus. Und all das zwischen wirtschaftsstarken Metropolen!“ Sein Plädoyer: Eine ICE-Anbindung von München über Regensb urg nach Prag.
Ausbauen will Gotthardt auch die politischen Beziehungen: „Seehofer hatte die Eiszeit einst beendet – inzwischen aber legt sich neuer Frost über die nachbarschaftlichen Beziehungen“. Im Grunde brauche es noch viel mehr, „regelmäßige Treffen unter Freunden“. Dann, da ist sich Gotthardt sicher, muss man auch kein Thema aussparen: „Die gemeinsame Geschichte prägt uns. Wir müssen das in der Gegenwart aussprechen, um die gemeinsame Zukunft gestalten zu können.“
Dass Jugendorganisationen wie die „Junge Aktion“ der Ackermanngemeinde dabei eine tragende Rolle spielen, da ist sich Gotthardt sicher. Und gibt Kostřížová ein Versprechen: Beim nächsten Jugendcamp „Plasto Fantasto“ in Haidmühle schau
ich vorbei – egal, wie die Wahl ausgeht.“