FREIE WÄHLER: LAND DARF KOMMUNEN BEI BILDUNG NICHT HÄNGEN LASSEN
FW-Landtagskandidat Tobias Gotthardt zum „kommunalen Kaffee“ in Pettendorf / Bürgermeister Obermeier: „Das digitale Klassenzimmer ist noch kein tragfähiges Konzept“
PETTENDORF. „Zuhören, praxisnah entscheiden“ – unter diesem Vorzeichen stand ein „kommunaler Kaffee“, zu dem Tobias Gotthardt, Landtagskandidat der FREIEN WÄHLER, nach Pettendorf gekommen war. Zentrales Thema im Gespräch mit Bürgermeister Eduard Obermeier: Bildung und Betreuung. Ein Bereich, in den die Gemeinde stark investiere: „Wir haben eine zweigruppige Kinderkrippe , einen viergruppigen Kindergarten und bauen gerade einen Hort für weitere 25 Grundschulkinder“, so Obermeier. Dabei aber bleibe die Kommune viel zu oft alleine: „Gerade bei den laufenden Kosten hilft uns nachher niemand mehr!“ Auch könne man den Wertverlust der Gebäude unmöglich über Elternbeiträge abfangen“, so der Bürgermeister. Selbst die staatliche Zuschussquote bei Neubauten reiche wegen steigender Bau- und Grundstückskosten bei Weitem nicht mehr aus, um einen akzeptablen Anteil zu tragen! Dies sei dringend erforderlich um den ständig wachsenden Bedarf decken zu können.
Überhaupt seien die Gemeinden laut Bürgermeister Obermeier weit über Gebühr belastet: „Das Digitale Klassenzimmer ist bis heute ein Papiertiger – die praktische Umsetzung vor Ort ein großes Problem.“ Dabei habe „Pettendorf auch hier die Nase vorn.“ Man habe gemeinsam mit der Schulleitung vor Ort ein Anwendungskonzept entwickelt und werde weiter in die Digitalisierung investieren, sobald die Rahmenbedingungen sichtbar sind: „Das Glasfaserkabel ist gelegt, das W-Lan funktioniert – allerdings gibt es immer noch keine Klarheit über das angekündigte Förderprogramm.“ das ärgert auch Gotthardt: „Da muss der Freistaat mehr liefern als Södersche Sonntagsreden“, so der Kandidat.
Insofern sei in Pettendorf, so weit möglich, der Anfang gemacht: „Wer aber Tablet-Klassen haben will und ein Whiteboard an jeder Wand, der muss auch für den Unterhalt sorgen, für die technische Betreuung und die entsprechende Ausbildung der Lehrkräfte“. Auch sei es grundlegend erforderlich, ein einheitliches, klares Konzept über Lerninhalte für jede Jahrgangsstufe seitens des Bildungsministeriums vorzulegen. „Nur so können auch die Lehrer für die Lerninhalte, die sie vermitteln sollen, qualifiziert werden.“
Ein Ausbau der Stundenanzahl für digitale Betreuungslehrer von zwei auf vier Wochenstunden ist, so Obermeier, „wenig zielführend“. Im Landkreis Regensburg habe man – auch auf seine Initiative hin – einen hauptamtlichen Betreuer im Landratsamt geschaffen: „Diese Systemberater müssen nicht vor Ort sitzen – sie können sich von überall aufs System draufschalten. Was sie brauchen, ist volle Kompetenz – die kann eine Lehrkraft mit vier Wochenstunden nebenbei kaum bieten“. Zudem brauche es auch technische Interoptionalität und eine zentrale Beschaffung des Systems.
Beeindruckt zeigte sich Gotthardt bei einem anschließenden Ortsrundgang vom Neubau des kommunalen Horts: „Man merkt, hier in Pettendorf wird Familienfreundlichkeit groß geschrieben und in Zukunft investiert“. Zusammen mit Kindergarten, Kinderkrippe und Schule bilde der Hort einen „wichtigen Baustein“ – und es spiegelt sich auch im Erfolg der Gemeinde wieder: „Wir haben starken Zuzug, wir wachsen.“ Aktuell unter anderem in einem Neubaugebiet mit 43 Wohneinheiten.
Über das Schwerpunktthema hinaus diskutierten Obermeier und Gotthardt noch zahlreiche weitere Punkte – von Wohnungsbau und überbordender Bürokratie bis hin zur Gegenfinanzierung der Straßenausbaubeiträge und dem Zögern der CSU: „Auch da muss die Staatsregierung noch liefern. Die Kommunen brauchen einen vollwertigen Ersatz für diese wegfallenden Einnahmen nach dem Konnexitätsprinzip“.
Foto: Pettendorf wächst – und damit auch die Herausforderungen in Betreuung und Bildung: Beim „kommunalen Kaffee“ haben Bürgermeister Eduard Obermeier und Landtagskandidat Tobias Gotthardt dieses Thema und viele andere erörtert.
Fotos: Hans Peter Landsmann