

MÜNCHEN. Das Recht auf Ganztag kommt 2026 – „eine Herausforderung, die wir ernst nehmen und gemeinsam angehen“, sagt Tobias Gotthardt, Bildungspolitischer Sprecher für die Landtagsfraktion der FREIEN WÄHLER und amtierender Bildungsausschussvorsitzender. In München hat er sich nun mit Vertretern nahezu aller Bildungsträger im Ganztag getroffen, um Probleme und Ziele der kommenden Jahre genau zu besprechen.
Große Frage der Finanzierung
Im Mittelpunkt dabei: Eine Finanzierungslücke – nach Angaben der Verbände schon heute über 100 Millionen Euro jährlich in Bayern. Dafür, so Gotthardt, „müssen und werden wir eine Lösung finden – der Ganztag braucht die Träger als verlässliche Partner“. Auch strukturell werde man sich den Angeboten intensiv widmen – für viele Fragen sei 2024 das entscheidende Schlüsseljahr.
Mit am Runden Tisch des Fachsprechers saßen Vertreterinnen und Vertreter von BRK, Johanniter, Maltesern, KJF, ejsa, AWO, Caritas, Diakonie, gfi/bfz, und BJR. Ihr gemeinsames Anliegen: die Rahmenbedingungen für den Ganztag in Bayern weiter optimieren. Größte Sorge dabei: der Personalmangel. Kaum ein Träger findet heute noch auskömmlich Kräfte – neue Wege und Ausbildungsmöglichkeiten werden eingefordert.
“Wir alle haben einen hohen Qualitätsanspruch an den Bildungsort Ganztag”
Für Gotthardt klarer Auftrag „bei der Neukonzeption unserer offenen Ganztagsangebote auch Grenzen zu sprengen“. Beim Einsatz neuer Kräfte und Kooperationspartner dürfe es aber nie darum gehen, „nur Lücken zu füllen – wir alle haben einen hohen Qualitätsanspruch an den Bildungsort Ganztag, den wir weiter erfüllen und steigern wollen“. Laut nachdenken, so der Bildungspolitiker, müsse man über bislang kaum mögliche Kooperationen mit dem schulischen Vormittag: „Arbeiten im Ganztag ist heute meist halbtags Nachmittag – das müssen wir ändern. Ganztag machen muss ganztags möglich sein.“
Zweite große Sorgenfalte der Träger: Die Finanzierung. Etwa 100 Millionen Euro fehle schon heute in Bayern, um eine auskömmliche Finanzierung der Ganztagsangebote zu garantieren, Tendenz bis 2026 steigend. Anders als im Kindergarten kenne der Ganztag auch kaum Defizitvereinbarungen mit den Sachaufwandsträgern der Schulen, nur wenige Kommunen würden diesen Lückenschluss anbieten. „Darüber müssen wir in einem ehrlichen Trilog mit der kommunalen Ebene, den Trägern und uns als Freistaat reden“, so Gotthardts Angebot.
Träger unbedingt halten
Er sieht auch die greifbare Gefahr, Träger im Bereich des Ganztags durch die unzureichende Finanzierung zu verlieren: „Wir können uns kein Minus leisten – wir brauchen künftig noch mehr und leistungsstarke Partner in diesem Bereich. Das ist mein Ziel.“ Noch im Koalitionsvertrag müsse man erste Lösungsansätze finden: „2024 braucht es eine neue finanzielle Basis“, so Gotthardt. Dazu gehöre aber auch, „nicht nur frisches Geld ins System zu pumpen sondern auch strukturelle Fehler und Schwächen zu beseitigen“. Ein Kraftakt, den die Freien Wähler politisch tragen.
Insgesamt solle der erste „Ganztagsgipfel“ des bildungspolitischen Sprechers nicht der letzte sein. „Es geht um einen stetigen Austausch – gerade in dieser herausfordernden Zeit“, sagt Gotthardt. Als Regierungsfraktion wollten die FREIEN WÄHLER „die Zukunft im Ganztag gemeinsam mit allen Beteiligten entwickeln: Einen guten Ganztag macht man ganz – oder gar nicht. Wir wollen ihn ganz und vor allem gut machen.“
September 2023