MÜNCHEN/PRAG. Die Oberpfälzer FREIE WÄHLER-Landtagsabgeordneten Tobias Gotthardt und Robert Riedl sind sich einig: Was aktuell zwischen München und Prag pendle, sei unter dem Angebotsniveau einer Fernstrecken-Metropolenbahn im Herzen Europas. So heißt es in Schreiben der beiden an Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und Staatsminister Christian Bernreiter (CSU). An Berlin gerichtet fordern sie den schnellstmöglichen zweigleisigen Ausbau der Strecke und „Sofortmaßnahmen, die den Missstand umgehend aufbessern“. An Bernreiter gewandt, fordern sie, die von der BEG vorgenommene Neuausschreibung an die Länderbahn bis 2027 „an klare Forderungen zu knüpfen“. Wiederholt ins Spiel bringen die beiden den Piloteinsatz für den Wasserstoffzug. „Er wäre die verkehrspolitische Wollmilchsau, die morgen schon vieles besser macht.“
Generationen von Bahnchefs haben die Nöte verschlafen
Kein gutes Haar lassen die beiden Landtagsabgeordneten an der Verkehrspolitik von Bund und Bahn. „Generationen von Bahnchefs und Verkehrsministern haben den Schienenverkehr von München über Regensburg nach Prag als Stiefkind behandelt. Das kann unseren tschechischen Nachbarn und allen Pendlern in der ostbayerischen Region nur peinlich sein.“ Auch jetzt zeichne sich bei Ausbau und Elektrifizierung keine schnelle Lösung ab. „Niemand hier rechnet mit einem wirklichen, einst für 2005 versprochenen Ausbau der Strecke vor 2035.“
Das, so Riedl und Gotthardt, „kann niemanden in Bayern zufriedenstellen.“ Umso wichtiger sei es deshalb, neben der massiven Beschleunigung des Ausbaus zwischen Regensburg und Pilsen, für eine schnelle Verbesserung der Verbindung zu sorgen. „Wir brauchen eine spürbare Veränderung.“ Und genau die hänge auch mit dem Betreiber zusammen: „Wer den Alex nach Prag öfter benutzt, kennt seine Schwächen: Das ist oftmals keine Fernreise – das ist eine Zeitreise, Jahrzehnte zurück.“ Verspätungen, veraltete Waggons, defekte Toiletten, fehlende Klimatisierung – die Liste der von Fahrgästen und Pendlern genannten Mängel sei groß.
Wasserstoffzug: Vom Bund geförderte Piloteinsatz als Lösung?
Genau hier fordern die beiden oberpfälzer Abgeordneten jetzt auch klare Ansagen von Staatsminister Bernreiter und Bayerischer Eisenbahngesellschaft: „Egal, was der Grund für die verpatzte Neuvergabe der Linzenz an den österreichischen Allegra-Konzern 2022 war – so wie es ist, kann es auch mit der Länderbahn nicht bleiben“, heißt es im Schreiben an das Münchner Verkehrsministerium. Bernreiter müsse liefern. Eine Möglichkeit, so Gotthardt, sei – neben der Forderung nach neuen Wägen – der vom Bund geförderte Piloteinsatz eines Wasserstoffzuges. Anders als bisher sei der unabhängig von den drei auf der Strecke vertretenen unterschiedlichen Netzspannungen und einem rund 150 Kilometer langen, nicht elektrifizierten Diesel-Abschnitt zwischen München und Prag. Infrastrukturtechnisch brauche es, so die Abgeordneten, lediglich Wasserstofftankstellen entlang der Strecke. Riedl schlägt hierfür die Standorte München, Regensburg, Schwandorf, Furth im Wald und Prag vor.
Vorbild für das optimierte Angebot müsse der bereits eingesetzte „Vindibona-Express“ sein: „Auf europäischen Magistralen hat man da eine RailJet-Verbindung mit ICE-Niveau geschaffen, die künftig Wien über Brünn mit Prag, Dresden und Berlin in unter vier Stunden verbindet.“ Da sei es „unerträglich, wenn Bayern abgehängt weiter in sieben Stunden mit dem Milchkandl-Express von München nach Prag zuckelt.“
Elektrifizierung und Ausbau behindere der ins Spiel gebrachte Wasserstoffzug in den Augen von Gotthardt und Riedl nicht: „Wenn der Wasserstoffzug ab 2023 zum Einsatz käme, wäre er zwölf Jahre alt, bis wir die ausgebaute Strecke nach Prag 2035 endlich einweihen können. Das rentiert sich.“
Januar 2023