Pielenhofen. Landwirt Rupert Schmid Junior bewirtschaftet den Aignhof. Seit 2021 darf er sich Klimalandwirt nennen. Auf Einladung von MdL Tobias Gotthardt hat Umweltminister Thorsten Glauber den innovativen Betrieb besucht. Idyllisch zwischen Naab und Regen, inmitten der Gemeinden Pielenhofen, Pettendorf und Wolfsegg liegt umgeben von Ackern der Aignhof. Nachweislich seit 1833 wird das Anwesen landwirtschaftlich genutzt und von Generation zu Generation fortgeführt. Aber Rupert Schmid Junior wollte mehr. Ihm geht es darum, die Böden nachhaltig und schonend zu bewirtschaften.
Klimalandwirt diskutiert mit Thorsten Glauber
„Wir wollen ja den Dünger auf den Feldern haben und nicht im Wasser“, erläuterte der Agrarbetriebswirt Minister Thorsten Glauber. Organisiert hatte das Treffen MdL Tobias Gotthardt (FREIE WÄHLER). Zusammen mit Minister und seiner Neumarkter Kandidatinnen-Kollegin Daisy Miranda war er auf den Hof gekommen, um sich über das Projekt Klima-Landwirt zu informieren.
Die Gemeinde Pielenhofen unterstützt den jungen Landwirt. Deshalb waren auch erster Bürgermeister Rudolf Gruber und seine Stellvertreterin Dritte Bürgermeisterin Ulrike Kappl vor Ort. Neben Schmid stellte auch sein Vater Rupert Schmid sen. den Betrieb vor – der ist zugleich zweiter Bürgermeister.
Die aktuellen Werte an Nitrat im Grundwasser sind Fehler, die vier bis fünf Jahrzehnte zurück liegen, erläuterte Schmid jun.. Ihm gehe es um eine neue Art mit den Böden auf seinen Feldern umzugehen. Die werden nach dem Prinzip der konservierenden Bodenbearbeitung bewirtschaftet. Dazu kommt modernste Technik zum Einsatz. Zum Beispiel Maschinen, die GPS-gestützt, exakt die Spur halten, computergesteuerter und überwachter Pflanzenschutz sowie teilflächenspezifische Düngung, breite Reifen und Überladewagen. Zur Bodenschonung ist der Ackerbau pfluglos, der Boden wird nicht gewendet oder gedreht, es wird wenn nötig nur organisches Material eingemischt. Außerdem setzt der Betrieb bei schweren Maschinen auf Raupenlaufwerke, da diese das Gewicht besser auf den Boden verteilen und somit den Bodendruck verringern. Dazu kommen noch Fruchtfolgen mit Zwischenfruchtanbau und Wechsel alle fünf bis sieben Jahre und, dass so viel pflanzliche Masse am Acker, wie möglich bleibt. „Um das Bodenleben aufzubauen“, sagte der Landwirt.
Was das für einen Effekt hat, demonstrierte Schmid auf einem Zuckerrübenfeld mit einer Gießkanne: Auf einer kleinen, durch einen unten offenen Eimer abgegrenzten Fläche ließ er es „regnen“. „Die Menge entspricht jetzt schon einem kleinen Starkregenereignis. Und wie sie sehen – es ist bereits versickert.“ Glauber zeigte sich beeindruckt. „Durch diese Behandlung wird der Boden aufnahmefähiger für Wasser. Wir hatten erst vor Wochen hier ein Wetter, bei dem meinem Nachbarn jede Menge Erde weggeschwemmt wurde. Hier bei uns war nichts.“
„Ich kenne die konservierenden Bodenbearbeitung und das Klima-Landwirt-Projekt natürlich“, sagte Thorsten Glauber. Und es sei sehr begrüßenswert, dass hier von der Gemeinde so tatkräftig unterstützt werde. Sie hat Klimapatenschaften übernommen. Organisationen, Gemeinden, Kommunen oder Unternehmer können Landwirte unterstützen, die sich bereit erklären Maßnahmen auf ihren Feldern zu ergreifen. Ziele sind unter anderem die Kompensation vonCO2 und die Steigerung der Biodiversität unter dem Motto, „in der Region und für die Region”. Die Gemeinde Pielenhofen hält Partnerschaftsanteile an einigen Hektar von Schmids Feldern. Mit den Rechten daran kann die Gemeinde etwas Gutes fürs Klima tun, sagte Bürgermeister Gruber. Die Kommune kompensiert damit ihren eigenen Ausstoß, der zum Beispiel für die Straßenbeleuchtung, Schul- und Gemeindeheizung und weitere Maßnahmen entstanden ist.
Umdenken ist von Nöten
„Ich bin überzeugt, dass Familie Schmid hier ein Konzept verfolgt, von dem sich etliche konservative Betriebe viel abschauen können“, sagte MdL Tobias Gotthardt. „Ich bin kein Landwirt und auch kein Klimalandwirt. Aber markante Wetterlagen, wie Starkregenereignisse, werden messbar und empirisch belegbar mehr. Hinzu kommt, dass die ‚Wetter‘ länger auf einem Punkt stehen bleiben.“ Das bedeute erhöhte Niederschlagsmengen pro Quadratmeter. Und wenn das Wasser nicht versickern kann, dann muss es abfließen – teils mit katastrophalen Folgen.
Vielleicht müsse endlich ein Umdenken bei manchen Betriebsleitern stattfinden, um die heimische Versorgung und auch die heimische Landwirtschaft zu erhalten. „Für eine praxisgerechte und nachhaltige bayerische Agrarpolitik wollen wir FREIE WÄHLER das hohe Niveau der Ausbildung in der Landwirtschaft beibehalten, regionale Spezialitäten fördern und die heimische Versorgung stärken. Die familiäre, bäuerliche Landwirtschaft ist für uns Grundvoraussetzung für einen lebensfähigen und lebenswerten ländlichen Raum.“
Letztlich werde die Produktivität der Land- und Forstwirtschaft durch eine Vielzahl von Vorschriften aus Berlin und Brüssel unnötig eingeschränkt. „Diese Bereiche dürfen nicht zum Spielball ideologiegetriebener Naturschützern werden“, sagte der Landtagsabgeordnete.
August 2023