GUTE TAT DER FREIEN WÄHLER: TASCHEN AUS PLAKATEN HELFEN AFRIKA
Gegen Plastikmüll, für Entwicklung: Karin Schinhanl aus Schierling näht modische Accesoires aus alten Bauzaunbannern / Begeisterung bei Umweltminister Glauber
SCHIERLING/KALLMÜNZ. Die Nähmaschine surrt los: Gekonnt setzt Karin Schinhanl ihre Stiche in die linke Schulter von Tobias Gotthardt, frisch gewähltem Landtagsabgeordneten der FREIEN WÄHLER. Was schmerzhaft klingt, ist eigentlich eine rundum gute Tat: Seit Wochen näht die Schierlingerin modische Taschen aus den alten Bauzaunbannern des Landtagswahlkampfes. Die Idee dazu hatte ihr Mann: Markus Schinhanl, Ortsvorsitzender der Schierlinger FREIEN WÄHLER. „Neudeutsch nennt man das ‚upcycling‘“, erzählt er – und, wie schnell er Gotthardt für die Idee gewonnen habe: „Ein Anruf – und schon hat er alle ausgedienten Bauzaunbanner für mich gesammelt.“ Eine umweltfreundliche Teamarbeit, die nun auch Wirkung zeigen soll: „So bald mein Bürgerbüro steht, werden wir die Tüten dort zum Verkauf anbieten“, sagt der aus Kallmünz stammende Gotthardt. Für einen guten Zweck: Der Reinerlös geht an einen Kindergarten in einem Slum vor den Toren der namibischen Hauptstadt Windhoek: „Für nur 150 Euro ermöglichen wir den Kindern dort ein Monat lang ein warmes Mittagessen.“
Gotthardt ist froh, eine solche Verwendung für seine Plakate gefunden zu haben: „Wahlkampf ist in gewisser Hinsicht immer eine Materialschlacht – mir gings aber von vorne herein darum, Nachhaltigkeit zu garantieren“, berichtet der Abgeordnete aus dem Landkreis Regensburg. So seien sämtliche Hohlkammerplakate der FREIEN WÄHLER im Landkreis eingesammelt und wiederverwertet worden. „Daraus werden jetzt nützliche Dinge wie Bauzaunfüße, Mülltonnen, Parkbänke oder Paletten“, weiß Gotthardt. Im Fachjargon: „downcycling“.
Einen anderen Weg gehen er und die Schinhanls bei den Bauzaunbannern: „Das Material – sogenanntes Frontlit-PVC – ist einwandfrei und hächst stabil, im Grunde für den längerfristigen Einsatz im Außenbereich gemacht.“ Viel zu schade also, so Schinhanl, „ums nach wenigen Wochen in die Tonne zu kloppen“. Eine Not, aus der nun für die FREIEN WÄHLER eine Tugend wurde: Im Haus in der Schierlinger Frühlingstraße rattert seit Wochen die Nähmaschine – „meine Hobby, meine Leidenschaft“, sagt Karin Schinhanl. Schnell hatte sie sich Nähmuster der Taschen aus dem Internet besorgt – und inzwischen eine fast schon breite Palette an Produkten: „Vom Einkaufsbeutel über die schicke Umhängetasche bis hin zum Familienbeutel für den Badbesuch mit Kindern.“ Die Motive dabei so bunt wie die Plakate der FREIEN WÄHLER: „Mal ziert das Logo die Vorderseite, mal nur die Sonne – mal sind es bayerische Rauten, Gotthardts Lächeln oder Aiwangers klarer Blick.“ Ehemann Markus und weitere Mitglieder der Schierlinger FREIEN WÄHLER helfen tatkräftig beim Ausschneiden der „Bauteile“.
Prominente Abnehmer gibt es indes auch schon: Ein erstes Exemplar der Banner-Taschen „made in Bavaria“ hat Tobias Gotthardt am Wochenende zum Abschluss der „Europäischen Woche für Abfallvermeidung“ an Bayerns neuen Umweltminister Thorsten Glauber übergeben. Der war sichtlich begeistert: „Eine Wahnsinns-Idee – darf ich die gleich mitnehmen und als Vorbild für Streuartikel meinem Ministerium präsentieren?“, so seine spontane Frage. Die Antwort aus Schierling – natürlich: „Ja!“.
So wirkt die spontane Idee Schinhanls also bereits bayernweit – und darüber hinaus: Im demnächst eröffnenden Bürgerbüro Gotthardts soll es die „upcycelten“ Tüten und Taschen schon bald zum Verkauf geben – für einen guten Zweck: Der Reinerlös geht dann an einen Kindergarten in den Slums vor der namibischen Hauptstadt Windhoek. Karin und Markus Schinhanl haben dorthin lange schon persönliche Beziehungen: „Da kommt jeder Cent da an, wo er gebracht wird. Für nur 150 Euro haben die Kinder in der Einrichtung einen Monat lang ein warmes, reichhaltiges Essen.“ Und auch Landtagsabgeordneter Gotthardt ist begeistert: „Lokal handeln, global denken – diesem Anspruch werden wir damit voll gerecht. Einfach anpacken und ein klein bisschen die Welt verändern“, sagt er und lächelt – während die Stiche an der nächsten Plakattasche sich inzwischen durch seine rechte Schulter drücken.