Bad Kötzting. Beherbergungsverbot, Lockdown – Hotellerie und Gastgewerbe sind aktuell schwer gebeutelt von den politischen Maßnahmen zur Corona-Pandemie. Auf Initiative der Jungen Freien Wähler (JFW) im Landkreis Cham war Landtagsabgeordneter Tobias Gotthardt nun zu einem offenen, ehrlichen Gedankenaustausch im Hotel „Bayerwaldhof“ der Familie Mühlbauer in Liebenstein. Sein Credo: „Ich bin selbst nicht glücklich mit allen im „Berlin-Paket“ verhandelten Maßnahmen von Kanzlerin und Länderchefs – wir drängen auf eine Halbzeitbilanz Mitte November und verlässliche Perspektiven für die Branche“, so Gotthardt.
Zunächst aber informierte der Abgeordnete sich gemeinsam mit Bürgermeister Markus Hofmann, Stadt- und Kreisrat Julian Preidl, dem JFW-Kreisvorsitzenden Christian Schindler und FW-Kreisvorsitzenden Hans Kraus über das presigekrönte Hygienekonzept des Hauses. Geführt durch Alfons Weiß, den Direktor des Wellnesshotels, warfen sie einen Blick hinter die Kulissen des Betriebs in nicht einfacher Corona-Zeit. „Was wir hier gesehen haben, beeindruckt schwer“, so Gotthardt. Das Konzept garantiere höchste Standards, volle Nachvollziehbarkeit und nahezu hundertprozentige Sicherheit für Gäste und Personal.
Höchste Hygienestandards werden umgesetzt
Bereits am Eingang kann der Gast an einem berührungslosen Scanner seine aktuelle Körpertemperatur messen, ehe er dann vom Empfangspersonal auf schnellstem Wege in sein Zimmer geleitet wird und dort den Check-in erledigen kann. Hier und während des gesamten Aufenthalts, ob auf den Gängen, im Speiselokal oder im Wellnessbereich wird auf höchste Hygienestandards geachtet, so Weiß.
Eigentümer Thomas Mühlbauer und Hoteldirektor Alfons Weiß erkannten im Frühjahr frühzeitig den heraufziehenden Sturm. „Schon seit Februar hatten wir die Entwicklung im Blick und haben erste Schutzmaßnahmen eingeleitet – etwa die Zahl der Desinfektionsspender vervierfacht und Regeln zur Vermeidung von Körperkontakt aufgestellt“, berichtete Alfons Weiß. Dank der Voraussicht, des Verantwortungsbewusstseins und des großen Engagements aller Mitarbeiter konnten sie diese gewaltige Krise nutzen, um den Standard ihres Hauses noch zu heben. Noch vor der staatlichen Anordnung schloss man Mitte März das Haus und nutzte die Zeit, um den Kontakt online mit den Gästen zu pflegen und geplante Renovierungen vorzuziehen.
„Mitte November werden wir die Wirksamkeit der Maßnahmen hinterfragen.”
Tobias Gotthardt, Landtagsabgeordneter
Allein in die Hygieneschutzmaßnahmen wurden rund 120.000 Euro gesteckt und so stand der „Bayerwaldhof“ bei der Wiedereröffnung Mitte Juni besser als zuvor da. Dank der nahezu 100 prozentigen Auslastung und der treuen Gäste konnte auf Entlassungen bei der 188 köpfigen Belegschaft verzichtet werden, wurde das Kurzarbeitergeld betriebsintern aufgestockt und für die 450 – Euro – Kräfte eine Sonderlösung gefunden. „Die Inhaberfamilie, Führungskräfte und Mitarbeiter haben sich auch in der Coronazeit als ein Team erwiesen, in dem alle an einem Strang ziehen“, so Weiß. So sei man auch gut durch diese Krise gekommen.
Für Gotthardt hat das Bayerwaldhof-Konzept „europäische Leuchtkraft: Ich bin in den letzten Monaten viel in Europa herumgekommen, doch habe ich den hohen Qualitätsstandard in keinem der von mir besuchten Hotels vorgefunden“.
Die sozialen Begegnungen reduzieren
Im offenen, konstruktiven Austausch mit Mühlbauer, Weiß und den FW-Vertretern bedauerte Gotthardt den erneuten Lockdown: „Es war ein einstimmiges Signal aus Berlin“ – basierend auf dem wissenschaftlichen Ziel, die sozialen Begegnungen um 75 Prozent zu reduzieren und die Eindämmung des Virus damit erneut zu schaffen.
Die Runde war sich einig, dass Gastronomie und Hotellerie die Leidtragenden der staatlichen Maßnahmen sind und so schnell wie möglich wieder hochgefahren werden sollten, schon allein durch die umfangreichen Schutzvorkehrungen, die in den zurückliegenden Wochen vorgenommen wurden. „Mitte November werden wir die Wirksamkeit der Maßnahmen hinterfragen“, so Gotthardt, der gleichzeitig eine differenziertere Bewertung als nur die Inzidenzzahl einfordert. Die Freien Wähler seien dafür im Landtag erfolgreich mit ihrem Vorschlag einer europaweit einheitlichen „Corona-Ampel“ eingetreten.
Wichtig, so Gotthardt, sei zudem, „dass die vom Bund zugesagten Hilfen in Höhe von bis zu 75 Prozent des Umsatzes im Vorjahresmonat zügig und unkompliziert zur Auszahlung kommen. Ich erwarte von der Bundesregierung hier mutiges Handeln, kein Zaudern. Altmeier muss liefern.“
Einen Ansprechpartner für Tourismus schaffen
Hoteldirektor Alfons Weiß zeigte sich zuversichtlich, dass man auch diese schwere Zeit überstehen wird, sprach allerdings den dringenden Wunsch aus, frühzeitig die Betriebe zu informieren, wann mit einer Öffnung zu rechnen sei, damit man wenigstens das Weihnachts- und Neujahrsgeschäft noch mitnehmen könne.
Er äußerte sich zufrieden über die Arbeit des Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger, in dessen Zuständigkeitsbereich der Tourismus fällt. Langfristig sollte man für den Tourismus jedoch eine eigene Stabsstelle in Form eines Tourismusministers oder –staatssekretärs bei der Staatsregierung ansiedeln, um einen Ansprechpartner für diese bedeutende Branche in Bayern zu haben. MdL Tobias Gotthardt versprach nach diesem beeindruckenden Besuch, dies mit in die Arbeit seiner Fraktion einfließen zu lassen. Auch, so Gotthardt, werde in Bayern auf Drängen der Freien Wähler nun das Parlament wieder mehr und besser eingebunden: „Die Zeit der Exekutive ist vorbei. Auf dem weiteren Weg muss der Landtag wieder die Richtung vorgeben – finanziell und maßnahmentechnisch“.