Pleystein. Die beiden Fünftklässlerinnen sitzen konzentriert vor ihren Heften und rechnen. Als sie nicht weiterkommen, zupfen sie ihren Banknachbarn am Ärmel. Der ist schon in der sechsten Klasse und kann es erklären. Eine Szene fast schon wie aus dem Lehrbuch für Jahrgangsübergreifenden Unterricht. Bislang gibt es den in Bayern aber nur an Grundschulen. Die Kultusstaatssekretärin Anna Stolz war auf Einladung ihres Fraktionskollegen, des oberpfälzer Landtagsabgeordneten Tobias Gotthardt, nach Pleystein an die Zottbachtalschulen gekommen. Hier wird das Konzept “JAMI” derzeit erprobt.
Kinder lernen von Kindern
„Ich bin ganz begeistert, was ich heute hier gesehen habe“, sagte Kultusstaatssekretärin Anna Stolz nach ihrem Besuch. Die Mittelschule der Zottbachtalschulen ist eine von nur zehn Mittelschulen, die im Schuljahr 2022/23 den Zuschlag bekommen haben, sich am bayernweiten Modellversuch JAMI – Jahrgangsgemischte Klassen an der Mittelschule – zu beteiligen. Schülerinnen und Schüler der fünften und der sechsten Klasse erhalten hier gemeinsam Unterricht.
„Das ist in der Tat ein Herzensprojekt von mir. Wir haben heute gesehen, wie toll die Schülerinnen und Schüler jahrgangsübergreifend zusammenarbeiten“, sagte Stolz. Vor allem hätten die Jugendlichen und auch die Lehrer bestätigt, dass es eine Bereicherung sei, weil die Jüngeren von den Älteren lernen und umgekehrt der Stoff durch die Wiederholung nochmal vertieft würde. „Ein wirklich zukunftsträchtiges Konzept – nicht nur pädagogisch. JAMI stärkt auch den ländlichen Raum. Wir müssen alles dafür tun, damit wir unsere Schulen in der Fläche erhalten.“
Die Mittelschulen sind flächendeckend und landesweit eine tragende Säule des dreigliedrigen, durchlässigen Schulsystems. Sie in ihrer Vielfalt – gerade auch im ländlichen Raum – zu erhalten, ist Ziel und Aufgabe der Politik der FREIEN WÄHLER. Es geht im Besonderen darum, auch kleineren Mittelschulen neue Perspektiven und Sicherheiten zu bieten. Der jetzige Schulversuch ist Teil des „Zukunftspakt Mittelschule“, den sich die Landtagsfraktion auf die Fahnen geschrieben hat.
Bislang positive Erfahrungen mit JAMI
Seit September ist Schulleiter Gerhard Steiners Schule Versuchsfeld für das JAMI-Experiment. „Und meine Erfahrungen sind nur positiv.“ Seine Schule erfahre „sehr große Unterstützung“ seitens des Sachaufwandsträgers der Stadt Pleystein und namentlich des Bürgermeisters Rainer Rewitzer. „Auch haben wir mit der Klassenleiterin Christin Maier jemanden gefunden, der das Konzept lebt. Das ist eine wichtige Voraussetzung zum Gelingen des Helfersystems, damit die unterschiedlichen Altersstrukturen auch zum Tragen kommen.“ Vorher sei Steiner ein wenig skeptisch gewesen, ob die durch die Bank positiven Berichte der Grundschulkollegen immer so stimmten. „Aber ich habe jetzt selber erleben können, wie die Kinder vom ersten Tag durch die offenen und modernen Unterrichtsformen aufeinander zugehen.“
„Wir sehen in den Mittelschulen – egal, ob Stadt oder Land – stark persönlichkeitsbildende Einrichtungen und kommunale Lernplattformen“, sagte MdL Tobias Gotthardt. „Ich durfte heute eine Schulklasse besuchen, die das ausstrahlt, was wir schon vermutet haben: Dass die Jahrgangsübergreifenden Klassen an den Mittelschulen ein Erfolg werden.“
„Ich durfte heute eine Schulklasse besuchen, die das ausstrahlt, was wir schon vermutet haben: Dass die Jahrgangsübergreifenden Klassen an den Mittelschulen ein Erfolg werden.“ – Tobias Gotthardt MdL
„Viele Studien im Grundschulbereich betonen, dass jahrgangsübergreifendes Lernen eine gesteigerte Achtsamkeit anderen gegenüber bewirkt.“ In altersgemischten Klassen herrsche überwiegend eine lebendige und friedliche Atmosphäre, in der der Schulstress spürbar in den Hintergrund trete. „Und dieses pädagogisch erfolgreiche Projekt lässt sich von der Grund- auf die Mittelschule übertragen. Diese Erfolge wollen wir auch für die stark persönlichkeitsbildenden Mittelschulen nutzen und pädagogisch intensiv begleiten.“
März 2023