Sünching/Neutraubling. Der Bayerische Staatsminister für Unterricht und Kultus, Prof. Michael Piazolo, war im südlichen Landkreis Regensburg. Auf Einladung seines Fraktionskollegen, des Regensburger Landtagsabgeordneten und Bildungsausschussvorsitzenden Tobias Gotthardt ging es an drei Schulen. „Jede Schule hat ihre Besonderheit und Stärken. Ich bin dankbar, dass wir in Bayern so ein differenziertes Schulsystem haben, wo für jeden was dabei ist“, sagte Piazolo.
Pilotprojekte, Schülerzahlen und Umweltschutz
Sünchings Grundschüler und Grundschülerinnen bereiteten dem Minister einen herzlichen Empfang. Sie begrüßten ihn mit einem Lied und stellten unter anderem Klassenprojekte zu Mathematik, der Bücherei oder ihrem jährlichen Sri-Lanka-Benefizlauf vor. Außerdem besichtigte der Tross unter der Leitung von Schulleiterin Andrea Proske, zu dem auch die Bürgermeister Reinhard Knott (Mötzing) und Robert Spindler (Sünching) sowie Walter Gremm und Günther Schuster vom Kultusministerium gehörten, die Lernwerkstatt der Schule.
Die Welt ist im Wandel. Kinder und Jugendliche wollen sie zum Besseren gestalten, suchen Lösungen für globale Probleme. Diese sollen ökologisch vertretbar, ökonomisch tragfähig und sozial verträglich sein. Was muss die Schule von morgen bieten, damit Schülerinnen und Schüler Kreativität, selbstständiges Denken, Empathie und Bürgersinn noch besser entfalten können? Was weckt ihre Neugierde und ihren Wissensdurst? Wie können die kognitiven, sozialen und emotionalen Potenziale der jungen Menschen mobilisiert werden?
Das sollte der Minister bei seiner zweiten Station erfahren. Die Mittelschule Neutraubling ist Projektschule für die „Wirkstatt Nachhaltigkeit“. Das Konzept der Stiftung Bildungspakt Bayern bietet Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit und das Werkzeug, im persönlichen Umfeld kreative Lösungen zu entwickeln – für eine nachhaltigere Welt. Schulleiter Herbert Münch und Lehrerin Susanne Stadler stellten dem Minister das Vorhaben vor, zu dem auch ein innovatives Klassenzimmer-Konzept gehört. Die Vorplanungen laufen – im kommenden Schuljahr will die Schule mit den Schülern an Bord das Experiment mit zwei Pilotklassen starten.
Prof. Michael Piazolo: “Wir werden uns intensiv austauschen”
„Das ist ein tolles Projekt“, sagte Kultusminister Prof. Michael Piazolo. Das Geld für das Projekt Wirkstatt Nachhaltigkeit sei in München da. „Und was die andere Idee angeht, Schulgebäude und Klassenzimmer zu gestalten, werden wir uns intensiv austauschen.“
Noch weiter in die Praxis ging es dann quasi auf der anderen Straßenseite im Gymnasium Neutraubling. Auch auf diese Schule kommen Veränderungen zu. Aktuell wird der Bau modernisiert und energetisch zum Standard Energiehaus+ saniert. Das bedeutet, dass das Schulhaus am Ende der Arbeiten mehr Energie erzeugt, als es verbraucht. Schulleiter Dr. Elmar Singer informierte über den Stand der Arbeiten. Diese seien im Plan. „Dieser Bau setzt Maßstäbe. Es ist ein gelungenes, modernes Schulgebäude das neuen Raum für lernen und lehren schafft“, sagt der amtierende Bildungsausschussvorsitzende, Tobias Gotthardt. Die prognostizierten Schülerzahlen durch den Bevölkerungszuwachs und das G9 würden aber eine zusätzliche Erweiterung des Schulgebäudes nötig machen, hatte Landrätin Tanja Schweiger vergangene Woche im Schulausschuss des Kreistags prognostiziert. Bis zum Schuljahr 2028/29 könnte das Gymnasium Neutraubling demnach 1856 Schüler haben. Aber das sei eine Entwicklung die er weder organisatorisch noch pädagogisch mitgehen wolle, sagte Singer dem Minister. Andere Lösungen müssten gefunden werden.
Zum Standort eines eventuellen neuen Landkreisgymnasiums sagte der Minister: „Das ist generell ein ganz großes Thema. Wir haben derzeit Schülerzuwächse,
gerade in der Nähe von Großstädten. Wir brauchen in Bayern eine ganze Reihe von neuen Gymnasien – aber auch Real- und Mittelschulen.“ Dabei sei das Kultusministerium „im engen Austausch mit den Kommunen vor Ort und dem Finanzministerium. Wir versuchen möglichst zügig und unbürokratisch Dinge auf den Weg zu bringen“, sagte der Minister.
Gamifizierung in der Praxis
Sichtlich Spaß hatten Prof. Piazolo, Gotthardt und Co. dann nach einem Rundgang durch das moderne Gymnasium beim digitalen Matheunterricht einer 5. Klasse. Zum Thema Berechnung des Umfangs von Rechtecken gab es ein kleines Quiz. Jeder Teilnehmer erhielt seinen eigenen QR-Code und je nach Ausrichtung zur Kamera entschied er sich für Antwort A, B, C oder D. Minister und Ausschussvorsitzender gaben sich keine Blöße und erlebten Gamifizierung von Lerninhalten in der Praxis.
„Ich bin überzeugt, dass die Kommunen und der Landkreis Regensburg gut aus der Corona-Krise gekommen sind“, sagte MdL Gotthardt. Trotzdem sei nach wie vor viel zu tun. Zum Beispiel bei Fragen der seelischen Gesundheit der Schülerinnen und Schüler oder der Digitalisierung. „Corona hat wie in vielen anderen Bereichen unser Augenmerk vor zwei Jahren auf Defizite in diesem Bereich gelenkt. Und wir haben reagiert. Die Situation und der Unterricht heute ist nicht mehr mit dem von damals zu vergleichen: iPad-Klassen, Endgeräte für die Lehrkräfte, massiver Ausbau der schulischen IT-Infrastruktur, Schaffung verlässlich funktionierender Online-Plattformen und vieles mehr: Wir von der Bayerischen Staatsregierung haben in Zeiten der Krise angepackt und haben und werden dabei alle Mitglieder der Schulfamilien im Blick behalten.“
Juli 2022