FREIE WÄHLER: VERTRIEBENENKULTUR IN SCHULE UND FLÄCHE ENTSCHIEDEN FÖRDERN
Landtagskandidat Tobias Gotthardt lädt zum „Runden Tisch“ mit Landsmannschaften / Konkrete Ideen: Unterrichtskonzepte, Stätten der Vertriebenenkultur und Museumsförderung / Gemeinsame Geschichte: „Dialog als politisches Herzensanliegen“
NEUTRAUBLING. Die Stadt ist eine der vier „Vertiebenenstädte“ Bayerns – und dem entsprechend auch nicht zufällig Ort des von Landtagskandidat Tobias Gotthardt (FREIE WÄHLER) initiierten „Runden Tisches“ mit Vertriebenenverbänden und Landmannschaften aus dem Landkreis. Im intensiven Austausch mit Vertretern von Sudetendeutschen, Egerländern und Schlesiern erörterte Gotthardt unter anderem die Herausforderungen künftiger Erinnerungskultur: „Wir brauchen das Gedenken und den Erhalt der Kulturen in der Fläche, nicht nur in München.“ Gemeinsam mit den Verbandsvetretern plädiert der Landtagskandidat deshalb für einen deutlich höheren Stellenwert im Geschichtsunterricht. Bayernweit sollten einheitliche Tafeln „Orte der Vertriebenenkultur“ kennzeichnen.Kommunale Heimatmuseen, die Abteilungen zur Geschichte der Vertriebenen an ihrem Ort integrieren, sollen dafür von einfachen Förderprogrammen profitieren.
Vielerorts, so Gotthardt, hätten FREIE WÄHLER und Vertriebene eine gemeinsame Geschichte: „Zahlreiche unserer Ortsverbände wurden von Vertriebenen gegründet – das verbindet und verpflichtet.“ Entsprechend fordert er deutlich mehr Anstrengungen der bayerischen Landespolitik.
Denn, so Gotthardt: „Jetzt ist die Chance, diesen bedeutsamen Teil bayerischer und europäischer Geschichte noch gemeinsam mit Zeitzeugen aufzuarbeiten und zu sammeln. Ziel muss es sein, die Erinnerungskultur in der Fläche zu fördern und zu leben“. Das widerstrebe auch nicht bisherigen, zentralen Maßnahmen der Staatsregierung, wie das Sudetendeutsche Museum in München: „Das ist gut, keine Frage – die Landmannschaften vor Ort aber brauchen Unterstützung in der Fläche.“ So ist die Sorge um Mitglieder und Nachwuchs denn auch ein Problem, von dem alle Vertreter aus dem Landkreis berichten. „Wir stellen zunehmend ein Interesse von Menschen fest, die selbst nicht vertrieben wurden, denen unsere Ziele aber ein Herzensanliegen sind“, berichtet Hans Schmitzer, Vorsitzender der SL-Ortsgruppe Obertraubling und Ehrenvorsitzender der Egerländer Gmoi Neutraubling.
Stellvertretender SL-Kreisvorsitzender Franz Weschta formuliert die Ziele: „Junge Menschen für das Thema neu zu sensibilisieren, Brücken zu Flucht und Vertreibung heute zu schlagen“ – auch das ein gemeinsames Anliegen von Gotthardt und den Verbandsvertretern. „Es kann nicht sein, dass wir im Geschichtsunterricht Weltkrieg und Vertreibung mit einem schockierenden Film drei Tage vor den Sommerferien abzuhandeln – und dann im neuen Schuljahr mit der Gründung der Bundesrepublik zu starten“, sagt Reinhard Riedl von den Sudetendeutschen in Neutraubling. Gotthardt stimmt ihm zu: „Das hat mich schon als Schüler gestört.“ Josef Born, Vertreter der Schlesier, ergänzt: „Wir brauchen diesen entscheidenden Zeitraum als ganz neues Element im Unterricht – und das notwendige Lehrmaterial gleich dazu“. Ein deutlicher Ausbau bayerisch-tschechischer Schulpartnerschaften sei „längstüberfällig“.
Dies sei auch notwendig, „weil das Erkennen des Verbrechens der Vertreibung Voraussetzung ist für Versöhnung und Miteinander im vereinten Europa – ein Miteinander, das ich jedem jungen Menschen in Deutschland, in Tschechien, in Polen wünsche“, sagt Gotthardt, auf dessen Initiative die Jugendorganisation „Junge Aktion“ der Ackermanngemeinde 2017 auf Schloss Wörth an der Donau durch den Europaabgeordneten Arne Gericke mit dem Europäischen Bürgerpreis ausgezeichnet wurde. „Versöhnung braucht echte Reue der Täter – und die Bereitschaft beider Seiten.“
Die Vertriebenen selbst hätten „bereits 1950 die Hand ausgestreckt: Ihre Charta ist die ‚ernste und heilige‘ Absage an ‚Rache und Vergeltung‘. Sie ist das vorausschauende Bekenntnis zu einem vereinten, friedlichen Europa. Dahinter steckt wahre Größe“, so Gotthardt. „Über ein Recht auf Heimat sollte man gerade im Heimatland Bayern eigentlich gar nicht diskutieren müssen“. Er selbst ist Befürworter eines „echten Informationszentrums gegen Flucht und Vertreibung an der Bayerischen Vertretung in Prag“. Ein entsprechender Antrag der FREIEN WÄHLER sei „im Landtag angenommen, bis heute aber nicht wirklich umgesetzt worden“.
Mehr erinnern will Gotthardt auch vor Ort: „Ziel ist ein bayernweites Netzwerk wahrnehmbarer ‚Orte der Vertriebenenkultur‘: Ihr Beitrag zum Wiederaufbau Bayerns war großartig – auch Städte wie Neutraubling erzählen davon. Das muss erfahrbar werden“, sagt der Landtagskandidat und fordert zugleich „ein kleines, effektives Förderprogramm für kommunale Heimatmuseen: Wir müssen vor Ort an Vertreibung erinnern und die Geschichten des Neuanfangs erzählen. Der Freistaat kann die Entstehung entsprechender Ausstellungen unterstützen.“
Insgesamt, so Gotthardt, müsse es gemeinsam gelingen, „die Erinnerungskultur der Vertriebenen und Landsmannschaften in Bildung und der Fläche zu verankern“. Dafür brauche es in erster Linie den ernsten Dialog mit den Ehrenamtlichen: „Getragen von einer Vielzahl politischer Vertreter und der breiten Allianz der Parteien“, sagt der Kandidat und verbindet damit eine indirekte Kritik an der CSU: „Klar kann man Regierungsbeauftragte benennen, sie mit Zusatzgehalt, Dienstwagen, Büro und Steuerzahlergeld für nette Empfänge ausstatten, Wahlkampf damit machen – man kann die Erinnerungskultur, das Einstehen gegen Vertreibung, für Versöhnung aber auch einfach zum politischen Herzensanliegen erklären. Und handeln – im leidenschaftlichen Ehrenamt: Wie Sie alle es tun.“